Montag, 31. Januar 2011

Geldvermehrung und Geldvernichtung

Eine alte Antwort auf eine alte Frage: Geldvermehrung durch Kreditvergabe gibt es nicht, weil eine Bank im Wesentlichen nur verleihen kann, wofür sie in irgendeiner Form Einlagen hat (bar oder unbar). Aus der Luft kann sie folglich keinen Kredit generieren. Und ebenso gibt auch keine Geldvernichtung durch Kreditausfall.

Im Grunde ist das alles ein Null-Summen-Spiel.

Wenn also die Landesbanken nicht bei Ihren Leisten bleiben und sich großtuerisch international in Immobiliengeschäfte einlassen und nachher beim Platzen der Blase verlieren, weil Sie über den Tisch gezogen wurden, dann wird der Rückfluß geringer und es entsteht ein Loch . Aber das Geld vom Zufluß hat inzwischen in Übersee oder auf den Inseln schon wer eingesteckt.

„Das ist alles sehr kompliziert“, würde Fred Sinowatz sagen.
Ich bin aber  fest überzeugt: Es ist nicht so komplex, wie man uns glauben machen möchte. Mit der angeblichen Komplexität streut man der Bevölkerung Sand in die Augen. Geld wird nicht durch Kredit erzeugt und nicht durch Ausfälle zerstört. Die künstlich dargestellte Komplexität soll nur verschleiern, daß bei dem Spiel immer jemand soviel kassiert, wie auf der anderen Seite verloren geht.
Damit manövrieren sich die Täter in die Opferrolle. Sie beschreiben Horrorszenarien für die Politik, und die Staaten sollen Erbarmen haben, die Verluste zu sozialisieren, aus denen sie ihren Reibach generiert haben.
Manche sagen: "Der Staat ist Verlierer beim Glücksspiel.." Das aber trifft keine anonyme Vereinigung, es ist immer die Gesamtheit der Bürger (=Steuerzahler). Die müssen den Reibach der Geldverleiher und Zocker als letztes Glied der Kette durch Steuern kompensieren.

Hier ein Beispiel: Der Hedge-Fonds-Manager Paulson nach Informationen des gewöhnlich gut unterrichteten "Wall Street Journal" im vergangenen Jahr einen persönlichen Profit 5 Mio. $ an Boni eingestrichen. Dabei hat er für seinen Fonds möglicherweise das 20- bis 30-fache an Gewinn geschaufelt. 100-150 Mio. $ sind so viel, die würden ja schon fast das Loch in Irland auffüllen (oder haben es vorher durch abkehren der Flüsse erzeugt)
http://www.boerse-express.com/pagesfoonds/11206

Donnerstag, 20. Januar 2011

Unterschiedliche Wirklichkeiten besitzen auch unterschiedliche Wahrheiten.

Man könnte „Wirklichkeit“ auf die Wortwurzel zurückführen: „was auf uns wirkt“. Da empfiehlt es sich, dies deutlich von der „Realität“ zu unterscheiden. Diese wirkt eben unterschiedlich auf unterschiedliche Standpunkte. Gefährlich wird es, wenn wir solch eine Wirklichkeit sofort für die Wahrheit halten.
Ganz schlimm aber ist es dann, wenn wir einen Alleinvertretungsanspruch auf diese Wahrheit erheben: „Meine Ansicht ist richtig, deshalb sind alle anderen falsch!“. Einige (Formen von) Religionen oder politische Weltanschauungen tun das leider in geradezu menschenfeindlicher Art.
HP Dürr, Quantenphysiker und Brückenbauer zwischen Natur- und Geisteswissenschaft,  beschreibt das so: Wie so oft in unserer Geschichte kommen wir Menschen dabei Immer wieder in die alte Versuchung: Gelingt es uns einmal, einen kleinen Zipfel der Wahrheit zu erhaschen, dann meinen wir, in diesem Zipfel gleich die einzige und ganze Wahrheit zu sehen.

Wenn wir uns eine vermeintliche Wahrheit aus unserer Wirklichkeit zurechtgezimmert haben, dann versuchen wir zur scheinbaren Bestätigung alle Phänomene des Weltgeschehens, diese dorthin zurechtzubiegen.
HP Dürr meint dazu: Wir betrachten das ganze Weltgeschehen nur unter dieser einen Neuen Einsicht und zwängen, was nicht so recht passen will, mit Intelligenz, Schlauheit, Eloquenz, doch auch mit unbewußter oder bewußter Mogelei und Gewalt, in dieses Korsett.

Der Alleinvertretungsanspruch der subjektiven Wahrheit

HP Dürr, Nobelpreisträger für Physik und Philosoph, meint dazu: Gelingt es uns einmal, einen kleinen Zipfel der Wahrheit zu erhaschen… Wir betrachten das ganze Weltgeschehen nur unter dieser einen Neuen Einsicht und zwängen, was nicht so recht passen will, …, in dieses Korsett.

Dabei gehen Staats- oder und Religionsformen mitunter soweit, daß sie alles, was darüber hingeht, bekämpfen; manchmal sogar brutal.

Das beginnt bei religiöser Intoleranz, geht über einen Missionierungswahn bis hin zur Verfolgung. Beispiele und Blutspuren gibt es genug in unserer Geschichte:
von den „heiligen“ Kriegen des Mittelalters und am Beginn der Neuzeit, bis zur Befreiung sozialistischer Bruderstaaten,

bis zum Djihad oder dem “Kampf gegen die Achse des Bösen“ der jüngsten Vergangenheit. Aber auch im Alltag erleben wir es, wenn Gruppierungen, Gesellschaften, Länder, Völker ihre „Wahrheit“ und ihr Gesellschaftssystem anderen als Heilmittel und "allein seligmachend" aufzwingen (möchten).


Der bayrische Satiriker Gerhard Polt greift das Thema der eingebildeten Überlegenheit einer Ansicht in seiner „Ansprache an das Volk von Tjurangrati“ in heiterer Form auf, allerdings mit bitterböser Anspielung im Hintergrund:

“My dear Tjurangrattlers! Democracy, Ladies and Gentlemen, has a very old tradition in Bavaria. The roots go back... far, far back to a man called Plato, then Cicero and the third one was our political genius from Bavaria: Dr. Mueller! Or, as we call him in Bavaria: "Ochsensepp” and he gave the idea of democracy a new power by giving simple answers to very simple questions…

A typical Ochsensepp- question: What do democrats actually want? The democrats, Ladies and Gentlemen, always want to have a majority, a solid majority - in Bavaria: absolute majority! Now, it is to us: How can we get such a majority?
To have absolute majority, Ladies and Gentlemen, it is necessary to have your own press, your own newspaper … to tell the majority what the majority wants to hear... This is the best way to avoid unnecessary minorities.

Ladies and Gentlemen, …we wish you by heart a happy democracy.

Sonntag, 9. Januar 2011

Der Zusammenbruch des Schulden- Kartenhauses

Wir haben erlebt – und sind zum Teil noch mitten drin - wie in der aktuellen Finanzkrise um Haaresbreite ein (anscheinend) drohender Kollaps des internationalen Finanzsystems vermieden werden konnte. Der Preis dafür ist allerdings hoch: In wirtschaftlich guten Zeiten hat die Finanzwirtschaft enorme Gewinne eingestrichen und ihren Managern exorbitante Boni zugestanden, welche die Manager zu immer höheren Risikogeschäften verleitet haben. Gleichzeitig haben populistische Regierungen enorme Gelder für Beamten-Bezüge und Privilegien ausgegeben und damit eine Wähler- Hausmacht aufgebaut.

Um das Volk ruhigzustellen, haben sie großzügig Frühpensionen gewährt; so, daß viele Leute länger Renten beziehen, als sie Arbeits- und damit Beitragsjahre aufweisen können. Das Geld dafür haben sie sich auf Staatsschulden beschafft, ohne Rücksicht darauf, daß ihre Enkel noch daran zu zahlen haben.

Nachdem das finanzielle Kartenhaus der Ausgeber-Staaten, das kaum noch einen Bezug zur realen Wirtschaftwelt hatte, in den letzten Jahren zusammengebrochen ist. kommen jetzt allerdings die Staaten und somit die Steuerzahler zum Handkuß. Den riesigen Schuldenberg, der durch die überzogen deregulierte Finanzwirtschaft entstanden ist, müssen die Bürgerinnen und Bürger abtragen.
Als Folge dieser staatlichen Verschuldung fehlen nun notwendige Mittel für gemeinnützige Infrastrukturen, Sozialleistungen oder Altersrenten, verbunden mit einer Schrumpfung der Kaufkraft.

(Ergebnisse von Toblach 2010)

Samstag, 8. Januar 2011

Ersatzreligion Geld und die Krise eines unkontrollierten Finanzkapitalismus'

Sicht eines Teilnehmers an den Toblacher Gesprächen

Referenten und Teilnehmer hatten bisher über Nachhaltigkeit und Energieeffizienz diskutiert, die Zusammenhänge zwischen Arbeit, Gesundheit und ökologischem Wohlstand erforscht und nicht zuletzt den Begriff Klimahaus in die Welt hinausgetragen. Etwas überraschend hat Toblacher Akademie die Gespräche 2010 dem Thema „Geld" widmete, dem mächtigen, schnellen Geld, das unsere Welt regiert.
Jenem Geld, das vom zweckmäßigen Tauschmittel zu einer Art Ersatzreligion geworden ist, der immer öfters andere Werte untergeordnet werden. Bei der Tagung haben sich die Vortragenden nicht nur darauf beschränkt, die Krise eines außer Kontrolle geratenen Finanzkapitalismus' nachzuvollziehen. Die Referenten haben innovative, hoch riskante Finanzinstrumente mit modernen Massenvernichtungs-Waffen verglichen, bei deren Explosion die Privatfinanzen zusammenbrechen und die staatlichen Schuldenberge in die Höhe fliegen.

Es auch ist der Blick des kleinen Mannes auf die Krise erläutert worden, denn im Endeffekt sind es die Steuerzahler - also wir Bürgerinnen und Bürger – die das Geld erwirtschaften und zurückzahlen müssen, das die Staaten zur Rettung ihrer Banksysteme aufbringen mußten, nur weil die Investmenthäuser „zu groß waren, um fallen gelassen zu werden". Oder schöner ausgedrückt, weil man ein noch größeres Desaster verhindern wollte. Nach der Finanzkrise und der Konjunkturflaute der letzten Jahre werden wohl auch noch die nächsten Generationen unter der Neuverschuldung der Industriestaaten zu leiden haben. Mehr noch als heute wird die Zukunft zu spüren bekommen, daß die Mittel für gemeinnützige Infrastrukturen, Sozialleistungen und Altersrenten fehlen und die Kaufkraft ihres Geldes schrumpfen wird.

Dr. Oscar Kiesswetter
Beauftragter Dozent an der Universität Verona, an der Universität „Cattolica“ in Mailand und an der Universität Trient

Freitag, 7. Januar 2011

Ist Geld ein Gutschein für potentielles Glück?

Zur Einführung in die Tagung 2010 der Toblacher Gespräche gab es Überlegungen dazu: Macht es glücklich, bzw. wieviel davon benötigt man?
Dr. Karl-Ludwig Schibel

Wir finden das Sprichwort “Geld regiert die Welt” täglich in unserer unmittelbaren Erfahrung bestätigt. Sie ist selbstbestätigt, und der Versuch, uns, die auskömmlich leben, ohne über nennenswerte Bar- oder Vermögensbestände zu verfügen, uns dafür, daß wir nicht mitregieren dürfen damit zu trösten, daß Geld nicht glücklich mache, ist nicht zufriedenstellend. Es mag zwar empirisch wahr sein, aber in einem Taxi weint es sich bekanntlich besser als in der Straßenbahn.

Immerhin: wissenschaftliche Analysen bestätigen wiederholt das gebrochene Verhältnis zwischen Geld und Glück. Bei allen Untersuchungen über das Glück, beziehungsweise das Glücklichsein, wird auf die Frage: “Wie viel müßten Sie denn verdienen beziehungsweise zur Verfügung haben, um glücklich zu sein?“ kam man zum gleichen Ergebnis: Mit großer Regelmäßigkeit wurde ein Betrag genannt, der etwa dem Doppelten dessen entspricht, was der oder die Befragte aktuell zur Verfügung hatte. Und war das war bei allen unabhängig nach oben offen, ohne Sättigungsgrenze.

 In der Regel ist also niemand zufrieden mit dem, was er hat und meint, mit zwei Mal so viel wäre alles ganz anders. Über Geld als Besitz nachzudenken, oder gar darüber zu reden und zu diskutieren, erweckt bei vielen Menschen ein durch und durch irrationales Gefühl von etwas Ungehörigem. „Geld hat man, aber über Geld redet man nicht“. Jemand zu fragen wie viel er oder sie verdient ist fast so ungehörig, wie sich nach dem Sexualleben der betreffenden Person zu erkundigen.