Mittwoch, 16. November 2011

Cyberkrieg um Leitwährung

Der Euro ist ins Visier eines Wirtschafts- Psycho- Krieges geraten. Und noch ein Indiz dafür: Der Euro ist Vergleich zum Dollar um die Hälfte mehr wert als vor 10 Jahren, und im Begriff, diesen gemeinsam mit dem chinesischen Yüan als Leitwährung abzulösen. Damit würde sich ein Großteil der Rohstoff- und Lebensmittel –Spekulations der Manipulation durch die Finanzhaie, oft an der „Ostküste“ der USA zuhause, entziehen.

Der Dollar hat angesichts der gigantischen Staatsschulden Amerikas viel an Vertrauen der Geschäftswelt verloren. Es scheint, neben dem Ziel des Abwälzens einiger Schulden der Kriegsführung und dem Schwächen der Exportkraft der Euro-Zone, offenbar ein bewußtes Manöver zu sein, den Spielplatz des Casino- Kapitalismus auf der Dollar-Wiese schützen.

Amerika würde sonst in der Bedeutungslosigkeit versinken. Man will den Spekulations- Dollar als bisherige Leitwährung für Rohstoffe gegen den berechenbaren Euro abblocken, der wie der Yüan, gegen Verschleierung eher immun ist.

Dienstag, 15. November 2011

Aushebelung der Solidarität

China läßt den Rettungsschirm zappeln und durchblicken, daß es ohne Gegenleistung keine Beteiligung am EFSF zusagt. Auch aus Norwegen kam die Abfuhr: der aus Öleinnahmen mit 400 Mrd. Euro satte Pensionsfonds stehe nicht zur Verfügung.
Doch der Euro wird an den EU- Staatsschulden genau so wenig zerbrechen wie der Dollar an den der USA. Verdient der Dollar so viel mehr Vertrauen? Haben nicht die USA und GB gigantische Staatsschulden, und kann nicht trotzdem jeder sein Auto in Dollar bezahlen? Pfund und Dollar existieren noch immer, trotz atemberaubenden Kursverfalls in 10 Jahren.

Für die Schuldner und ihre Gläubiger in Europa bleibt nur die Flucht nach vorn. Es gilt zu verhindern, daß die EU zu einer Solidargemeinschaft der wenigen Großbanken und der meisten Politiker verkommt.

Denn es schmerzt in einer Welt der Gier, wo die Spekulanten satt werden, statt der Menschen. Wenn man Schuldner unter unbarmherzigen Sparzwang setzt und dabei das Abfedern sozialer Folgen übersieht, ist das eine unlösbare „Hausaufgabe“.


Zornige Großväter des Euro

Der Abschied des EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet in der Frankfurter Alten Oper, so berichtet FAZ, führte die Ureltern und die derzeitigen Vormünder der Währungsunion zusammen.
Die wirklich Schuldigen der Misere sieht der Altpräsident Giscard D’Estaing auf den Märkten. Griechenland sei derart klein, daß es nicht der Grund sein kann, daß der Euro ins Taumeln komme. „Spekulanten von außerhalb der Union sind das wahre Problem.“ Die Großbanken müßten endlich aufgespalten werden, in das Investment- und das Einlagengeschäft.
„Eine Eurokrise gibt es nicht, und wenn doch, sind die Märkte schuld.“ Er könne das Geschwätz von der angeblichen Krise des Euro nicht mehr hören, wettete Altkanzler Helmut Schmidt. Das Problem sei nur die Handlungs-unfähigkeit der politischen Organe. Europa verliere nach Einwohnern und nach Wirtschaftskraft gesehen immer mehr an Gewicht: „Händler machen die Politiker zur Geisel.“
Jerzy Buzek, Präsident des EU- Parlaments, sieht dunkle Marktkräfte „ganze Volkswirtschaften zerstören“ und erlaubt sich einen Seitenhieb auf die USA: dort sei die Finanzkrise ja entstanden und US- Ratingagenturen hätten die Investoren in die Irre geführt
Eine Mehrfach-Staatsbürgerschaft, wie jetzt die italienische und österreichische parallel für Südtiroler, ist eine charmante Idee. Ob sie den vielfältigen Hoffnungen und Ansprüchen hinter der kulturell verwurzelten Vorstellung und dem sichtlichen Defizit an emotionaler Geborgenheit gerecht werden kann, bleibt aber offen.
Doch gleicht diese Idee auch einer Sicht der Mitwelt durch den Rückspiegel. Die Nationen sollten anfänglich ja Heimat und Identität bieten. Sie sind in Deutschland und Italien im 19. Jhd. als Befreiungsschlag gegen die drückenden Fremdherrschaften entstanden; aber inzwischen eine abgenützte Romantik, die im 20. Jh. zu zwei verheerenden Kriegen beigetragen hat. Im geeinten Europa kann es keine „nationalen Interessen“ mehr geben, sowie es bei den Menschenrechten keine Sonderrechte gibt.

Wenn es gelingt, den Neo-Nationalismus hintan zu halten, die Nationalstaaten mit ihren teils recht opportunistischen Regierungen abzuschaffen und durch etwa 100 Europa-Regionen abzulösen, brauchen wir keine 2 oder 3 parallelen Pässe mehr.
Es reichen die EU-Bürgerschaft und ein einheitlicher Paß, eventuell auch mit einem Regional-Vermerk.


Mittwoch, 2. November 2011

Schuldenschnitt ohne Aussicht

Der Gipfel brachte keine Verbesserung für die nackten Hintern der EU-Schuldnerstaaten. Die Gläubiger müssen Griechenland Schulden erlassen. Das Land darf im Euroraum bleiben. Die Euro-Krise ist so weit fortgeschritten, daß die Beschlüsse zwar politisch „alternativlos“ sind, aber ziemlich teuer werden. Wer glaubt, die Krise hat damit das Tal überwunden, der irrt gewaltig.
  Der Zahlungsausfall schmerzt die Gläubiger, aber das ist zuvorderst deren Problem. Der Staat ist nur dann gefordert, wenn Fundamente der Gesellschaft gefährdet werden, z.B. die Funktions-Fähigkeit des Finanzsektors.
Ratingagenturen sind ein gezielt überschätztes System der Desinformation. Sie sollten doch seit jeher die Fähigkeit eines Schuldners beurteilen, seine Verbindlichkeiten pünktlich zu erfüllen.


Die Wertung der Agenturen täuschen aber eine Verläßlichkeit und Objektivität vor, die real nicht gegeben ist. Wer aber glaubt, die Rückkehr zu den Nationalstaaten sei ein Mittel, um zurechtzukommen, irrt sich fundamental.